Der übermäßige Einsatz von antimikrobiellen Mitteln – einschließlich Antibiotika – bei landwirtschaftlichen Nutztieren trägt zur Entwicklung von Antibiotikaresistenzen bei. Laut The Defender sterben aufgrund dieses Problems in einem einzigen Jahr weltweit 1,14 Millionen Menschen.
Im September 2024 hatten sich die Länder, darunter auch die USA, auf einer Tagung der Vereinten Nationen (UNO) in New York verpflichtet, den Einsatz antimikrobieller Mittel in der Tierhaltung «bis 2030 deutlich zu reduzieren», um diese Antibiotikaresistenz einzudämmen. Auf Druck der USA und anderer fleischproduzierender Länder konnten sich die Mitgliedsstaaten jedoch nicht auf konkrete Ziele zur Reduzierung des Einsatzes einigen.
Dennoch hatten das US-Zentrum für Veterinärmedizin (Center for Veterinary Medicine/CVM) und die Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) nach der UNO-Tagung mehrere Initiativen eingeleitet, um den Einsatz von antimikrobiellen Mitteln bei Nutztieren besser verwalten und verfolgen zu können. Zudem wurden Leitfäden entworfen, mit denen die Hersteller von Tierarzneimitteln unter anderem ermutigt werden sollten, die kontinuierliche Verwendung von medizinisch wichtigen Antibiotika bei Nutztieren freiwillig einzustellen.
Wie The Defender mitteilt, befürchten Forscher und Interessengruppen nun, dass sich die jüngsten Entlassungen im Zentrum für Veterinärmedizin und bei der US-Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) negativ auf diese Bemühungen zur Eindämmung des Antibiotikaeinsatzes in der industriellen Landwirtschaft auswirken könnten.
Hintergrund: Am 1. April hatte die Trump-Regierung im Rahmen einer geplanten Umstrukturierung des US-Gesundheitsministeriums (HHS) mit der Entlassung von rund 10.000 Mitarbeitern begonnen. Darunter befanden sich auch Führungskräfte und Mitarbeiter des Zentrums für Veterinärmedizin, die sich mit antimikrobieller Resistenz befassten. Auch Tristan Colonius, der leitende Veterinärbeamte des Zentrums, verlor seinen Job.
Zwar hätten der neue Sekretär des Gesundheitsministeriums, Robert F. Kennedy Jr., und der Kommissar der FDA, Martin A. Makary, öffentlich ihre Besorgnis über die industrielle Landwirtschaft geäußert, und Makary habe dazu aufgerufen, den Einsatz antimikrobieller Mittel bei Nutztieren zu reduzieren, um die Wirksamkeit der Medikamente für die menschliche Gesundheit zu erhalten, doch sei ungewiss, ob sie diesem Problem weiterhin Vorrang einräumen würden, schreibt The Defender.
In diesem Zusammenhang zitiert das Portal Delcianna Winders, die Leiterin des Instituts für Tierrecht und -politik an der Vermont Law and Graduate School:
«Es scheint unwahrscheinlicher denn je, dass unter der derzeitigen Regierung Fortschritte bei dieser tickenden Zeitbombe gemacht werden.»
Die Tierarztvereinigung der USA (American Veterinary Medical Association/AVMA) teilte diesbezüglich mit, es sei unklar, wie viele Tierärzte ihren Arbeitsplatz verloren hätten, aber man arbeite mit dem Kongress und der Regierung zusammen, um Schlüsselpersonal und kritische Funktionen wiederherzustellen.
Forschungsergebnissen zufolge werden in den USA jedes Jahr mehr antimikrobielle Mittel zur Behandlung von Nutztieren als für Menschen verkauft. Sie werden eingesetzt, um kranke Tiere zu behandeln und Krankheiten vorzubeugen, und werden manchmal routinemäßig verabreicht, um das Risiko einer Infektion zu vermeiden. In intensiven Haltungssystemen, in denen eine große Anzahl von Tieren auf engem Raum gehalten wird und die Hygiene und das Wohlergehen der Tiere schlecht sein können, können sich Krankheiten schneller ausbreiten.